Umdenken in den Rockies

Kontrast, ein Wort das mich schon lange begleitet, ob beruflich oder auch während des Reisens, es gehört dazu wie der morgendliche Kaffee, wie die Leute die man trifft oder die Umgebungen die man erkundet und eigentlich könnte man denken, dass man sich irgendwann daran gewöhnt. Meine geplante Route sollte wieder einen solchen Kontrast bieten, doch ich hatte ihn unterschätzt, nahm meine Blauäugigkeit hervor und dachte, es wird schon irgendwie gehen, schliesslich ging es immer irgendwie. Nun ja, beginnen wir von vorne: Nach einer endlos langen Anreise via Panama und Amerika kam ich hundemüde morgens um 1 Uhr in Vancouver an. Mein Bruder Dave und seine Freundin Elena waren so süss und kamen mich abholen und warfen mir meine schon fast vergessene Snowboardjacke zu, welche ich auch sogleich dankbar um mich wickelte, denn es war für mich verwöhntes Sonnenkind schweinekalt. Ich kam mir vor wie im Film, als wäre ich nicht
wirklich hier, alles war so sauber, kalt, leise, organisert…komisch. Der Kulturschock liess nicht lange auf sich warten, doch dank der Anwesenheit meiner beiden lieben Reisebegleichtern konnte ich mich ihrer Begeisterung teils anschliessen und nahm dankbar ihre Sichtweise auf. Wir erkundeten die sympathische Stadt Vancouver mit ihren liebenswerten Bewohnern und dem herrlichen Grünflecken Stanley Park und gaben uns dem Metropolenleben hin. Ich gewöhnte mich so langsam an die horenden Preise und auch an das Klima, denn der Frühling hielt Einzug in die Stadt. Wir bestaunten startende Wasserflugzeuge, die Tierwelt im Park, die Berge mit ihren weissen Kuppen im Hintergrund und auch die kulinarischen Leckerbissen der Stadt. Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen und so schleppte ich die beiden mit zum Greyhound Bus und wir verbrachten unsere erste gemeinsame Nachtbusfahrt von Vancouver zum Mekka der Rocky Mountains: Banff.

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In Banff hatte ich mein erstes Tief, was wohl an der fast schlaflosen Nacht im Bus lag, oder auch an meiner Einstellung, wer weiss. Meine Gedanken schlugen Purzelbäume und ich musste mich zusammenreissen um Dave und Elena nicht mitzuziehen. Doch die beiden waren super und nach einem sensationellen Spaziergang dem Bow River entlang, entdeckten wir die ersten animalischen Bewohner des Tourismus-Städtchens: Eichhörnchen, Hirsche, Rehe und Wiesel. Brav wie wir waren, besuchten wir das Infocenter und liessen uns die Gefahren eines Bärenangriffs erklären und einer „Schulung“ unterziehen, wie man sich denn am besten zu Verhalten hatte, falls solch ein grosser Teddy vorbeischauen sollte. Wir liefen also laut redend, singend und stampfend im Wald umher und ich genoss vor allem der noch liegende Schnee und die Ausblicke auf die imposanten Berge. Vorneweg, wir sahen leider keine Bären.

Um die Umgebung der Rockies besser erkunden zu können, mieteten wir uns ein Auto und fuhren erstmals zu dem nahem Minnewanka Lake und gerade als wir losliefen, fielen die ersten Scneeflocken! Schnee: Schneeeeee!!! Ich spürte mich schon fast nicht mehr, der weisse Glanz und der Flockentanz gehörte doch zu einer dieser Sachen, die ich wahnsinnig vermisst hatte. Nun, es war Anfang Mai hier, daher etwas spät für unser Schweizer Verständnis, aber ich hatte mich schon an all die unterschiedlichen Klimaveränderungen in dieser Reise gewöhnt. Zum Glücksgefühl des

Schnees kamen dann noch putzige und sehr fotogene Streifenhörnchen dazu, die unseren Ausflug nochmals verschönerten. Als wir am nächsten Tag ins Auto steigen wollten, mussten Dave und ich erstmals das Auto von einer etwa 15cm dicken Schneeschicht befreien. Ich machte mir etwas Sorgen wegen den Strassenbedingungen zu unserem nächsten Ziel Jasper, was nicht unberechtigt schien, da wir teilweise wirklich eine schlechte Sicht hatten und keine gespurten Strassen. Doch mein Bruderherz schaffte die Strecke mit Bravur, was wir im komisch anonymen Städtchen Jasper mit einer leckeren Pizza feierten. Jasper ist der einzige Ort im riesigen Jasper Nationalpark und daher fast ein Muss als Übernachtungsquartier. Von hier aus konnten wir aber auch herrliche Ausflüge zu den teils halb zugefrorenen Seen der Umgebung, den Athabasca Falls und dem Maligne Canyon anpeilen und Elena konnte wunderschöne Fotos der Umgebung machen.

Auf dem Rückweg nach Banff erlebten wir die atemberaubenden Ausblicke des Icefield Parkways, welche uns bei der Hinfahrt durch das Schneetreiben verborgen blieben. Die imposanten Rockies haben wirklich ihren Charme und zogen mich in ihren Bann. Wir machten Halt bei dem grossen Columbia Icefield und erkundeten mit einem speziellen Ratrackbus die dortige Gletscherwelt. Wie auch bei uns, bleibt hier die Schmelze nicht unbemerkt, dennoch verblüfften die herabhängenden Gletscher um uns herum und zeigten auch einige Parallelen zu unserem schönen Heimatland.

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Wie auf den Bildern ersichtlich, hatten wir sehr unterschiedliches Wetter, vom tiefen Winter bis zur brennenden Frühlingssonne durfte wir das rasch wechselnde Bergwetter erspüren. Zurück in Banff trafen wir auf nette Leute und erkundeten mit dem Schweizer Adrian das noch tiefverschneite und unglaublich schöne Lake Louise. Der Schnee reichte teilweise noch bis zu unseren Knien und ich musste eingestehen, dass meine Wanderschuhe absolut keine Chance bei diesen Bedingungen hatten, doch auch Daves Levi’s Jeans mussten leiden und gaben irgendwann stöhnend nach, was zu einem erfrischenden Lüftungslocht im Schrittbereich führte. Mit verrenkten Tanzaufführungen schlichen wir dem Pfad am noch zugefrorenen Lake Louise entlang und schätzten nebst den Ausblicken die aufkommende und wärmende Sonne in unseren Gesichtern. Zweieinhalb Wochen gehen verdammt schnell vorbei, dass mussten auch Dave und Elena bald spüren, denn die Zeit des Abschiedes kam näher. Wir
trafen uns mit unserer Bekannten Sabine und genossen die letzten gemeinsamen Tage in Banff, bevor meine zwei Lieben in aller herrgottsfrühe den Shuttle nach Calgary nahmen und mich mit meinen Gedanken alleine im Dormzimmer zurückliessen. Ich vermisste die beiden Geniesser schon bald und musste mich nun mal mit mir selber beschäftigen, was wollte ich? Sollte ich hier bleiben, wo ich mich doch nicht wirklich so wohl fühlte wie gedacht, wo mich schon alles an Zuhause erinnerte und ich noch nicht dafür bereit war? Sollte ich wieder etwas mehr Geld in die Hand nehmen und zu Roger und Jasi nach Peru fliegen? Oder hier ein Job für Kost und Logie annehmen? Hin- und her kreisten die Gedanken, viele Nachrichten wurden geschrieben und letztendlich lief ich oft alleine durch das touristische Banff, welches mir nicht so richtig gefallen wollte und mir ein Gefühl vermittelte, welches ich noch nicht erfahren wollte. Die Entscheidung wurde gefällt, doch dazu später mehr.

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