Tempelhopping, Flussdelfine und Blutsauger

Über einen kurzen Abstecher nach Phnom Penh, welchen wir wetttrinkend mit einem Kanadier im Hostel und der Suche nach einer Poststelle verbrachten, machten wir uns auf den langen Weg nach Siem Reap. Die Stadt ist hauptsächlich für ihre Ankor Tempel und seit der dadurch entstandenen Touristenbelagerung auch für ihre Pub-Street bekannt. Wir wagten uns am nächsten Tag früh raus um den Sonnenaufgang über dem berühmten Ankor Wat zu bestaunen. Noch ziemlich müde und langsam wanderten wir zum Tempel und erahnten die Menschenmasse nur anhand aufglimmender Handy-Bildschirmen und leisem Geplapper. Sobald die Sonne ihren Weg durch das Schwarz der Nacht fand, begann das wunderschöne Lichtspektakel über dem Tempel und liess die Umgebung wie Scherenschnitte aussehen. Als es richtig hell wurde erkannten wir dann auch die Masse, welche sich zur etwa gleichen Zeit aus dem Bett geschleift hatte wie wir, es war unglaublich und hatte ein wenig was von einem späten Openair-Tag.

Die Tempel waren wirklich atemberaubend: überall

versteckten sich zierliche Steinschnitzereien und steile Treppen, nebst Buddah-Statuen und glatzköpfigen Mönchen, die einem jedesmal ein rotes Armbändchen aufhalsen wollten und dafür einen Dollar verlangten. Wir fuhren mit dem Tuk Tuk einige Tempel ab, nach etwa 8 Stunen hatten wir aber für den ersten Tag genug und zogen uns ziemlich geschlaucht ins Hostel zurück. Nach einem Ruhetag (Roger hatte eine leichte Augenentzündung) kam die Entdeckungslust zurück und wir fuhren abermals mit dem Tuk Tuk zu den uralten Ruinen. Die Stimmung in der gesamten Tempelanlage war sehr mystisch, vor allem wenn man mit dem 3-Rad-Gefährt seine Bahn durch Baumalleen zieht und überall teils ziemlich verwachsene Ruinen vorfindet. Natürlich haben es sich die Leute in dieser Umgebung zum Ziel gemacht möglichst jeden Schrott an die Touris zu verkaufen und so teilte sich die Zeit auf der Anlage durch staunen, Tuk-tuk-fahren und Leute abwimmeln. Wir genossen die Besichtigung sehr, waren aber nach 2 Tagen auch etwas übersättigt von Tempeln.

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Unsere Zeit in Kambodscha verflog wie im Flug und so machten wir uns langsam auf den Weg zur laotischen Grenze. In Kratie, einem kleinen Ort am Mekong machten wir halt um die bekannten Irrawady-Delfine zu suchen und trafen dabei auf Michael, welcher sich kurzentschlossen unserem Fahrradtrip anschloss. Der Weg zu den Delfinen war herrlich, auch wenn die Fahrradsattel nicht gerade zum wohlbefinden beitrugen. Die Kinder am Strassenrand sprangen uns hinterher, gaben
High-Five und riefen uns lautstark „Hello, Mister“ hinterher. Per Boot fuhren wir einen kurzen Teil den mächtigen Mekong entlang um dann mitten im Fluss anzuhalten um die Rückenflossen mehrerer Delfine zu sehen. Für ein gutes Foto musste man aber ganz schön geduldig sein und auch Glück haben, daher kann ich euch davon nicht viel zeigen. Wir waren aber alle drei sehr fasziniert und mussten dann leider den Ausflug wegen eines plötzlichen Regenschauers abbrechen.

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Der nächste Stop hiess Banlung und lag weiter oberhalb von Kratie, immer näher bei Laos. Die Stadt begrüsste uns nach einer rumpligen und auch sehr kuschligen Fahrt im überfüllten Minivan mit tollen Kontrasten vom satten grün der Pflanzen und leuchtenden rostrot der Erde. Im Tree Top Eco Lodge fanden wir die perfekte Unterkunft zusammen mit Michael, Sven und Angela (zwei Holländern die wir ebenfalls in Kratie kennengelernt hatten) und buchten alle zusammen für den nächsten Tag einen zwei-Tages-Treck in den nahen Dschungel.

Nach einer guten Stunde auf der Ablagefläche eines Pick-ups begann der Regen uns alle ziemlich nass zu machen, auf dem wartenden Boot liess er dann aber langsam nach und wir erreichten die andere Flussseite noch trockenden Fusses, noch! Unser Guide Yok meinte wir würden etwa 3 Stunden laufen, bis wir beim Camp ankämen, dazwischen gäbe es 2 Flüsse zu überqueren. Hmm, ok, mal schaun was auf uns zu kommt. Wir stapften durch Reisfelder und kleinere Sumpfgebiete bis zum ersten kleineren Fluss, der mir bis zum Bauchnabel reichte. Hier hatte ich tatsächlich noch die Hoffnung meine Schuhe trocken ins Camp zu bringen. Nach weiteren Sumpfgebieten und Flüssen gab ich diese Hoffnung aber auf und wir alle kamen mehr nass als trocken im herrlichen Camp an. Ein wunderbarer Wasserfall lag gleich nebenan und während Yok und sein Begleiter das Feuer fürs Abendessen entflammten stürzten wir uns ins kühle Nass und liessen uns den Nacken vom Wasserfall massieren. Abends genossen wir ein herrliches Essen aus zwei Bambusröhren und mit dem Ricewine (sowas wie Whiskey) wurde auch die Stimmung

immer ausgelassener und die Witze immer dreckiger.

Bereits beim umziehen merkte Roger, dass er unter dem Arm ein wenig blutete und während wir die kleine Wunde untersuchten, rief Yok zu mir „Leeches“ und im nächsten Moment hatte ich eine Machete am Bein die einen kleinen dreckigen Blutegel ab meinem Bein schabte. Ich konnte es noch gar nicht wirklich realisieren und schon war der schwarze Wurm fort. Am nächsten Tag waren die Blutegel das Gesprächsthema Nummer eins, denn alle 5 Minuten schaute der etwas paranoide Yok an seinen nackten Beine herunter und untersuchte sich. Bei Roger hatten die kleinen Biester wohl sowas wie einen neuen Blutgott gefunden und er musste auf dem gesamten Rückweg etwa 15 Blutegel ab seinen Beinen klauben. Whuaaa, sie sind aber wirklich auch sehr anhänglich und hardnäckig! Bei mir konnten sie letzendlich nicht mehr ans Fleisch, dafür mussten alle Männer in meinem Umfeld ständig die Schmarotzer ab der Hose zupfen. Danke nochmals, Jungs!

Auf dem wieder sehr nassen Rückweg gelangten wir in eines der vielen Farmdörfer der Region und Yok klärte uns über die üblichen Sitten und Gebräuche der Bewohner auf, was sehr informationsreich und spannend war. Zurück in unserer Unterkunft genossen wir eine warme dusche und bestaunten unsere schrumpligen Füsse, die uns alle um etwa 50 Jahre altern liessen: Der Club der Schrumpelfüsse.

Falls ihr jemals die Möglichkeit hbt nach Kamboscha zu gehen, dann geht! Es war eine wnderschöne Zeit und wir trafen tolle Leute und unbeschreibliche Landschaften an. Dieses Land hat so viel mehr zu bieten als nur Siem Reap!

 

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