Neue Eindrücke auf der Insel

Bauch versus Kopf, Bauch gewinnt! Ich liess die Bergluft der Rockies meine Zweifel verwehen und begann die Planung: erstmals zurück nach Vancouver, dann Vancouver Island und dann… Peru. Ich hoffe ihr trackt meine Route nicht, denn das sähe auf einer Karte wirklich irrsinnig aus, naja, es ist auch zugegebenermassen ein wenig verrückt. Doch mir fiel ein harter Brocken von der Brust und ich wusste, dass es das Richtige sein würde. Die letzten Tage in Banff verbrachte ich mit interessanten Leuten, wie dem Jungen von Quebec, der seinen Weg per Anhalter bestreitete und nicht mal mehr die Nacht im Hostel bezahlen konnte, bis er wieder einen kleinen Job annahm und so weitere 3 Tage über die Runden kam. Gespräche krochen über mich hinweg wie die Tage und schon kam ich frühmorgens in Vancouver an, was ziemlich komisch war, so ganz ohne Dave und Elena. Hier war nun der Frühling gelandet und so ziemlich alles erinnerte mich an zu Hause, also schuf ich mir auch ein neues Zuhause und betitelte es, wie ihn auch die Vancouver nennen, als Stanley Park. Hach, voller Wanderwegen, entlang am Meer, oder mitten im Wald, mit Picknick-Bänken unter blühenden Bäumen und einer strahlenden Pia mit Kopfhörern auf dem Weg ihr Tagebuch endlich auf den aktuellen Stand zu bringen. Mit dem Wissen, bald die Stadt wiederzusehen bestieg ich die Fähre nach Vancouver Island und diese Überfahrt erwies sich als absoluter Glücksgriff. Einerseits weil mich die Menschen mit ihrer selbstlosen Freundlichkeit überschütteten und andernseits weil ich das grosse Gück hatte, Orcas zu sehen! Kaum zu glauben, doch da waren sie, in jeweils zwei- bis dreier Gruppen tauchten bis zu sechs Tiere nahe neben der Fähre auf und zeigten ihre Prachtskörper! Leider reichte es nicht zum fotografieren. Immer noch ungläubig kam ich in der Stadt Nanaimo an, welche nicht weiter nennenswert ist, dennoch wieder tolle und teils komische Kontakte ergab und mich ankommen liess. Meine eigentlichen Ziele hier hiessen Ucluelet und Tofino, beides Surferdörfer auf der Westseite der riesigen Insel. Die Busreise  nach Ucluelet zeigte, dass der einzige Highway der Insel nach einem Unfall schnell verstopft sein kann und die endlose Geduld der Kanadier. Die Leute der Insel waren nochmals freundlicher als die Bisherigen, was ich kaum für möglich gehalten hätte, wirklich, die Kanadier sind wohl das netteste und zuvorkommendste Volk der Welt. In Ucluelet fand ich ein Hostel, welches mich an mein Feriendomizil aus Kindertagen in Deutschland bei meiner Tante Inge erinnern liess und vor allem mit seinem kleinen, leicht verwilderten, aber liebevoll gestalteten Garten so gar keine Wünsche offen liessen. Bei solchen Orten trifft man meist auch wieder nette Leute und so war es hier auch nicht anders: ich fühlte mich sehr wohl und gleich wie Zuhause. Tagsüber erkundete ich die wilde Küstengegend und lief und lief und lief. Abends war dann die ganze
Kommune um ein Lagerfeuer versammelt und da keine Gitarre griffbereit war mussten halt Diskussionen den Platz des Klischees einnehmen.

Nebst allem war Kanada wirklich ein teures Pflaster für mich Knausermäuschen, also schmiss ich meine Schweizer Korrekt- und Sicherheit sowie die antrainierte Reiseparanoia für einmal über Bord und versuchte mein Glück per Anhalter nach Tofino zu kommen. Es ging nicht lange und schon hielt ein texanisches Mutter-Tochter-Gespann und liess mich meinen schweren Rucksack im Kofferraum verstauen. Sie waren echt süss und warfen mich erst raus, als wir vor der Türe meines nächsten Zuhauses standen, dem HI (Hostels International) in Tofino. Kaum angekommen wurde ich vom redefreudigen Jonathan angequatscht, da er mich angeblich Stöppeln sah und so ging es nicht lange und wir wurden zu unserer selbsternannten Tofino-Familie: John, Stéphane, welchen ich bereits beim Lagerfeuer in Ucluelet kennen gelernt hatte, und die beiden Basken Miren und Ion. Wir verbrachten den ersten Abend mit Gitarre und Sonnenstrahlen vor dem Hostel und lockten so unsere Hausrobbe an, die sich das musikalische Treiben und Rumgehoppse nicht entegehen liess und uns neugierig beobachtete. Mit Miren machte ich lange und nasse Spaziergänge den herrlich trockenen und mystisch grauen Stränden Tofinos entlang. An meinem Geburtstag mieteten wir uns zwei Fahrräder und sie zeigte ihr verrücktes Meerjungfrauen-Ich, als sie wie eine Gestörte Seesterne und Muscheln entdeckte, die sie tatsächlich mit aller Gewalt von einem Stein riss und essen wollte. Bääh! Mit den Jungs wagte ich mich ins kalte Wasser und versuchte Stéphane das Surfen beizubringen. Selbst ich konnte einige Erfolge auf dem Board verzeichnen und war mächtig stolz. Dennoch war mir das Wasser eindeutig zu kalt, jahhaa, ich bin schon verdammt verwöhnt von all den Wassertemperaturen in Südostasien, Australien und Mittelamerika. Meine Tofino-Familie schaffte es wirklich auch nochmals, mich an einen Karaokeabend zu locken, diesmal aber ohne Gekrächze meinerseits. Tofino ist bekannt für dreierlei: Surfen, Whalewatching und seine Landschaft. Das Whalewatching liess ich aus Budgetgründen bleiben, schliesslich hatte ich die Orcas noch in guter Erinnerung und war mir nicht sicher, ob ich wirklich hinter diesen Touren stehen konnte.

Merkt man’s? Ich fand doch noch meinen Frieden mit Kanada und würde wirklich jedem empfehlen diese schönen Flecken der Erde zu erkunden, es lohnt sich allemal! Wie immer beim Reisen kamen die Abschiede schneller als es jedem lieb ist. Wir machten noch einen kleinen Roadtrip zusammen, wo ich doch tatsächlich auch noch das Vergnügen hatte einen Schwarzbären am Strassenrand zu erspähen! Über uns die grossen Weisskopfadler, um uns herum reissende Flüsse und kurvige Strassen, die teilweise zu den grossen Bäumen auf der Insel abzweigten. Natur pur, so hatte ich mir das vorgestellt.

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Nach dem Abschied kam auch schon der nächste Willkommensgruss: Sabine war ebenfalls auf der Insel unterwegs und bot sich grosszügigerweise an, mich als Beifahrerin und Reisebegleiterin mitzunehmen. Wir fuhren zum sehr britischen Städtchen Victoria, welches für seine Bauweise bekannt war und Sabine führte mich ein in die Welt der Bed and Breakfast’s. Ok, ich war ihr wirklich dankbar, dass sie mich mitnahm, aber mein Kopf lässt es mir bis Heute nicht zu, das 5fache für ein Zimmer zu bezahlen, auch wenn es noch so schön, heimelig und vor allem das Frühstück sehr lecker war. Aber das sind nun mal die Züge die man annimmt, wenn man ständig auf sein Geld schaut und sich nun fast schon ein Jahr lang so durch die Welt schlägt. Das Bed and Breakfast war wirklich eine Wucht, im alten viktorianischen Stil mit viel Liebe zum Detail und ich bin froh diese Erfahrung gemacht zu haben und noch viel dankbarer an Sabine, dass sie mich mitgenommen hat. Schliesslich genoss ich diese Tage der Privatsphäre und der gepflegten Art auch wieder sehr, es tat gut, wirklich gut! Wir durchliefen halb Victoria und während
Sabine eine tolle Whalewatching-Tour mit springenden und jagenden Orcas machte, genoss ich das Alleinesein im Beacon Park. Um mich herum versammelten sich Wildgänse, Pfaue, Enten und Eichhörnchen und ich genoss.

Ein erneuter Termindruck kam auf, mein Flug nach Peru sollte schon bald abheben, also wurde es Zeit wieder nach Vancouver zurückzukehren. Sabine kam mit und wir hatten eine sensationelle Überfahrt mit der Fähre bei strahlendem Sonnenschein und die zum Träumen einladenden Blicke auf die kleineren Inseln rund um Vancouver Island. Ich war etwas rührselig, da ich mich hier sehr wohl gefühlt hatte und gleichzeitig war ich wie ein kleines Kind vor Weihnachten, bald sollte ich wieder bei Roger, Jasi und der kulturvollen Welt Perus sein. Viel zu Vancouver kann ich euch nicht mehr erzählen, da ich mich eigentlich nur noch vorbereitete auf die Weiterreise. 15 Stunden fliegen, in Lima einen vertrauenswürdigen Taxifahrer finden, mein schlechtes Spanisch auspacken und eine Buskarte nach Mancora kaufen, 18 Stunden im Bus verbringen und dann hatte ich es geschafft. Erkältet, müde und überglücklich!

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