Mystische Momente

Mit der quirligen Maria ging es also weiter nach Bagan. Im Nachtbus zitterten wir beide um die Wette, dank weiser Vorahnung hatte ich aber noch meinen Schlafsack eingepackt, den wir uns schwesterlich teilten. Morgens um 4 Uhr kamen wir im verschlafenen Städtchen kurz vor Bagan an und besprachen mit einem deutschen Pärchen, wo wir am besten unseren Restschlaf nachholen könnten. So zogen wir also nach einer langen Diskussion mit einem Taxifahrer zu viert durch die schwarzen und noch ruhigen Strassen der heiligen Tempelstätten. Mit der wiedergewonnenen Energie kam auch die Entdeckungslust und mit der Entdeckungslust mein Drang nach Bewegung, was gibt es dann besseres als ein Fahrrad zu mieten und einfach drauf
los zu fahren? Abermals genoss ich das Freiheheitsgefühl, welches ich jeweils mit dem Motorrad oder Fahrrad erfahre, und so kämpften wir uns mit einem nichtwegzukriegenden Lächeln im Gesicht durch die Abertausenden von Tempeln. Später schlossen wir uns dem deutschen Pärchen an und zusammen krabbelten wir den etwas entfernten Nachbarberg vom Mount Popa hoch, um dort von Affen umzingelt eine herrliche Aussicht über die Umgebung Bagans zu erhalten. Auf dem Rückweg waren wir froh in einem Jeep zu sitzen, denn durch die Regenfälle der letzten Tage (eigentlich liegt Bagan im Trockengebiet Myanmars) mussten wir eine leicht überschwemmte Strasse passieren, was natürlich zum Highlight vieler Schaulustigen wurde.
So richtig genoss ich Bagan aber vor allem, als meine lieben deutschen Reisebegleiter weiterzogen und ich auf mich alleine gestellt war. Ich hatte die gemeinsame Zeit mit ihnen sehr genossen, doch immer nach einer Weile des Zusammenreisens, kommt der Drang des Alleinseins durch. So zog ich in ein neues Hostel und mietete mir abermals ein Fahrrad um in den schönsten Lichtstimmungen die unterschiedlichsten Tempel erkundigen zu können, oder auch stundenlang unter einem Baum vor der Hitze
schutzsuchend Tagebuch zu schreiben und mit den freundlichen und offenen Leuten ein Pläuderchen zu halten. Es war unbeschreiblich und ich sog jede Minute auf. Doch irgendwann rammte mir die Zeit ihren Ellbogen zwischen die Rippen und maulte trotzig: „Du hast noch sooo viel vor, geh schon weiter und schlag keine Wurzeln“. Hmmh, die Zeit, schon lustig wie unterschiedlich man die Zeit wahrnehmen kann, und da ich schon fast eine Woche im schönen Bagan verweilte, musste ich ihr recht geben.

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Die Busfahrt von Bagan nach Mandalay war unglaublich entspannend! Das lag wohl auch daran, dass es keine Nachtbusfahrt war und ich somit die herrliche Natur mit guter Musik in den Ohren bestaunen konnte. Als ich dann aber in der Stadt ankam, fühlte ich mich ein wenig überfordert: voller Motorräder, laut, gross, staubig… es war alles ein wenig zu viel und so unternahm ich den ersten Nachmittag nicht allzu viel, verzog mich auf die Dachterrasse und las. Bereits am nächsten Tag sollte sich dann mein Bild von Mandalay
etwas lockern. Es war eigentlich ganz einfach: miete dir ein Fahrrad und schmeiss dich todesmutig auf die wirren Strassen Mandalays! So entdeckte ich Goldschmiederein, Puppenmacher, Tempel, die Buddha-Statuen beherbergten, welche mit tonnenweise Blattgold entstellt wurden und natürlich die berühmte U-Bein-Brücke etwas ausserhalb. Im Hostel lernte ich dann auch tolle Leute kennen und plötzlich sassen wir zu viert an einem Tisch im lauschigen Hsipaw und grübelten über die Vor- und Nachteile eines Trecking-Guides nach.

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Über Hsipaw könnte ich euch sooo viel erzählen, doch dass spar ich mir für die analoge Welt auf. Das kleine Städtchen beherrbergte eine Menge „Mister“: Mr. Food, Mr. Shake und vor allem Mr. Book, der offen und ehrlich über die Probleme des Landes sprach und uns mit seinem Weltwissen faszinierte. So kam es auch, dass wir schlussendlich eine lustige Gruppe von 6 europäischen Leuten waren und uns eine Landkarte bei besagtem Mr. Book abzeichneten, um dann unsere eigene Wege in die Bergdörfer der Region zu unternehmen. Ich weiss heute noch nicht so recht wie ich diesen Ausflug in Worte fassen soll, es war magisch und alles passte: die Leute, die Route, die Dörfer, das Essen, die Strecke… Wir kamen mit Kompass und unserer Landkarte ganz gut zurecht und so fanden wir nur durch wenige Umwege unsere erste Übernachtungsmöglichkeit: ein Kloster. Die Mönche schienen zu wissen, was wir wollten und bald lagen Decken und Kissen bereit und heisser Tee wurde zusammen mit süssem Gebäck serviert. Leider sprachen die Mönche kein Englisch, doch nach einer Weile holten sie ihre Schulhefte hervor und begannen in lateinischer Schrift ihre Namen aufzuschreiben. Felix und ich versuchten so
herauszufinden, wie alt die Jungs wären, schafften es aber auch nach mehreren Methoden nicht. Das Ganze müsst ihr euch vor einem buddhistischen Altar und mit Kerzenlicht vorstellen, damit ihr in etwa die Stimmung dieses Abends erahnen könnt. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung. Und die nächsten Tage sollten nicht gross anders werden. Wieder verzauberte uns die Landschaft mit ihrem Weitblick über die kleinen Berge der Region und wieder trafen wir in einem Dorf ein, in welchem wir mit offenen Armen willkommen geheissen wurden und sogleich ein riesiges Mittagessen serviert kriegten. Es war köstlich. Kurz darauf besuchte uns einer der Mönche aus dem hiesigen Kloster und unser Englischunterricht ging weiter. Mit viel Lachen und noch mehr Tee verbrachten wir eine ganze Weile im Kloster und beschlossen, erst am nächsten Tag nach Hsipaw zurückzukehren. Wieder im Städtchen Hsipaw, verbrachten wir nach unseren schönen Trecking-Tagen eine feuchtfröhliche Nacht bevor es schon bald wieder Abschied nehmen hiess. Kurzentschlossen entschied sich Felix, mich weiter nach Bago zu begleiten, da ich dem lieben Zaw Min und seinem Aba versprochen hatte noch einmal vorbeizuschauen, bevor mein Rückflug nach Bangkok gehen würde.

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Bago war natürlich wieder ein Highlight der ganz eigenen Art. Interessant war diesmal, die Endrücke mit jemanden teilen zu können. Doch wir waren uns nach dem langen Nachmittag bei Zaw Min beide nicht so einig, was wir davon halten sollten. Wir wurden wieder mit Informationen überhäuft, mit Essen vollgestopft und mit
lachenden Gesichtern begrüsst. Die Menschen an diesem Platz versuchen wirklich allen Leuten gegenüber offen und freundlich zu erscheinen und das ist es wohl auch, was mich zurückkommen liess. So verbrachte ich meinen letzten Tag zusammen mit fantastischen Leuten und konnte den passenden Abschluss zu diesem wunderschönen Land finden.