Kopfüber in Down Under

Der Abschied von Südostasien fiel mir um einiges schwerer als erwartet. Einerseits freute ich mich sehr auf das Weiterreisen mit Roger, andernseits musste ich mir eingestehen, dass mich Asien immer noch festhielt. Da half auch die Ankunft am Flughafen Bangkoks nicht, als man uns mitteilte, dass wir nicht einreisen können, da unsere Visen noch auf die alten Pässe ausgestellt wurden. Unsere Gesichtsausdrücke in diesem Moment wären auf jeden Fall ein Foto wert gewesen, doch zm Glück konnte unsere Fluggesellschaft alles noch im letzten Moment klären und ziemlich knapp schafften wir es dann noch ins Flugzeug. Phuu, erstmals durchatmen. Weiter ging es mit der typisch australischen „Propaganda“ bezüglich den Einführ-Bestimmungen. Kein Holz, keine Medikamente, keine Gewürze, keine tierischen Produkte usw. Ok, wir hatten so ziemlich alles davon mit uns dabei, schliesslich kauft man sich schon mal das eine oder andere auf den bunten und geschäftigen
Märkten. Mit der Halbwahrheit kamen wir aber erstaunlich gut durch den Zoll und so feierten wir diesen Sieg erstmals in der australischen Sonne die uns in Sydney begrüsste. Die ersten Tage in der Stadt waren geprägt von Vergleichen: es war so… ruhig, und sauber und westlich. Kein Gehupe, kein Gedränge, dafür Preise wie in der Schweiz, was uns natürlich überrumpelte, obwohl wir genau wussten, was auf uns zu kam. Dennoch schafften wir es über unsere Verwirrung zu lachen und die Stadt zu geniessen, denn Sydney ist wirklich eine schöne Metropole und die Lebenseinstellung der Aussies spürt man an jeder Ecke: „Easy Going“. Wir besuchten natürlich das Opernhaus, schlenderten den hellen Strassen entlang und liessen unseren Kulturdurst in tollen Museen stillen. Das kleine Viertel Newtown hat es mir dann auch richtig angetan und erstmals war ich wirklich froh, dass alles so teuer war, ansonsten hätt ich wohl keinen Platz mehr in meinem Rucksack.

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Es wurde bald Zeit unsere Reiseart zu ändern, statt Hostels und öffentlichen Verkehrsmittel stiegen wir in unser fahrbares Zuhause für die nächsten 5 Wochen. Der Van forderte erstmals unsere Fahrkünste im Linksverkehr sowie später auch eine gewisse Organisation im Schlafplatz finden. Mit etlichen Landkarten und viel lauter Musik fuhren wir südöstlich der Küste entlang nach Newcastle und mussten Abends einsehen, dass es nicht so warm war wie man sich das in seinen romantischen Gedanken an Australien vorstellt: mit so ziemlich allen Kleidern die wir dabei hatten sowie unseren Schlafsäcken nesteten wir uns im Innern des Vans ein und hatten immer noch kalt. Doch trotz kalter Nächte waren die Morgen immer unbeschreiblich schön, ich wurde wieder zur Frühaufsteherin und genoss die Ruhe. Während die ersten hartgesottenen Australier in kurzen Hosen und T-Shirt (!) am Strand entlang joggten nahm ich den Gaskocher hervor und brühte den traditionellen Instant Coffee um wieder etwas Wärme in den Händen zu fühlen. Wir entdeckten Nationalpärke auf unserer Route, die herrliche Landschaften beherbergten und Tiere, die wir nur aus dem Zoo oder hinter sonstigen Gittern kennen. Meistens flüchteten wir frühmorgens weiter, um keine Parkgebühren zahlen zu müssen. In einem kleinen Nest namens Foster hielt es Roger nicht mehr ohne Sufboard aus, was uns dazu brachte die Shapers der Region abzuklappern und zwei gebrauchte Boards relativ günstig zu kaufen. Nun endlich war unsere Bus-Ausrüstung komplett und wie es der Zufall manchmal so will, trafen wir auch bald an einem der vielen Surfstrände auf eine lustige Dreier-Gruppe, die ebenfalls Richtung Brisbane unterwegs war. Marion (FR) Dom und Pas (GER) sorgten immer für eine ausgelassene Stimmung, was mitunter dazu führte, dass wir an einem weiteren Strand auf Florian und Frederik (BE) trafen und fortan mit
3 Autos weiterzogen.

Zusammen entdeckten wir die weiteren Küstenabschnitte und atemberaubenden Strände und Landschaften der Region. Wir versuchten uns im Surfen, obwohl es mir oftmals viel zu kalt war und mit nur vier Neopren-Anzügen für sieben Leute liess ich teils gerne den Männern den Vortritt und verzog mich an die Strände um meine Zeit mit Pilates, lesen und schreiben zu verbringen. Es war grossartig und viele dieser Momente genoss ich mit ein paar Papageien neben mir im Sand oder Sonnenunter- und aufgängen, die im Gedächtnis haften bleiben. Wie es sich zeigen sollte, wurde Australien auch das Land, bei welchem ich des öfteren mal Kontakt mit der Polizei haben sollte. Wir wurden teilweise morgens um 2 Uhr von Rangern geweckt und verscheucht und dank eines wohl Betrunkenen durften wir auch in aller Frühe den lieben Blaumännern anrufen, da Besagter uns ins Auto fuhr während wir schliefen. Am nächsten Morgen auf dem Polizeiposten wirkte der freundliche, aber sehr desinteressierte Beamte so gelassen, dass er nicht mal den Schaden sehen wollte und uns letztendlich eine tolle Weiterreise wünschte. Wir trafen auf die aufgeschlossenen und sympathischen Australier, die gerade eine Longboard-Surf-Competition veranstalteten oder uns neugierig über unsere Reise ausfragten. Die Aussies sind wirklich ein gelassenens und fröhliches Völkchen, da wunderte es uns auch nicht, dass sie hilfsbereit Auskunft über kostenlose Schlafmöglichkeiten und gute Surfspots gaben. Durch eine solche Unterhaltung mit einer einheimischen Surferin erfuhren wir auch von einem Strand, an dem wir es tatsächlich schafften, Wale zu sehen. Etwas später im Lineup schwammen plötzlich 5 Delfine etwa 2 Meter entfernt an uns vorbei. Ganz gelassen glitten sie durchs Wasser und schienen sich nicht an uns zu stören. Wir konnten es alle nicht fassen, es war unbeschreiblich!

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Nach einem Abstecher im Hippie-Dörfchen Nimbin verabschiedeten Roger und ich uns schliesslich von unserer Gruppe, um noch weiter bis nach Brisbane zu fahren. Es waren bereits 3 Wochen vergangen und langsam wurde die Zeit wieder etwas knapp. Bis nach Melbourne waren es
gute 2000 Kilometer und was wir so von Melbourne hörten, war es wirklich einen Besuch wert. Durch schlechtes Wetter und Surfbedingungen statteten wir im Schnelldurchlauf Brisbane einen Kurzbesuch ab und verbrachten einige hektische und energiezerrende Tage auf den Highways.

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