Kontrastreiches Ferienparadies

Wie lässt sich die Woche um den 20. Januar beschreiben? Es war komisch, wirklich komisch. Das mag an den verschiedenen Zeit- und Wetterzonen gelegen haben, an den unterschiedlichen Kulturen, an all den Flugmeilen, aber um ehrlich zu sein war es wohl am meisten der Gedankensturm in meinem Kopf und die hüpfenden Gefühle in meinem Bauch. Es war so schön all meine Lieben in der Schweiz wiederzusehen und trotzdem hat es mich schon etwas aus der Bahn geworfen. Nebst Vorfreude, realen Umarmungen und etlichen interessanten Gesprächen mit viel Gelächter kamen da noch Dinge dazu wie Zugfahren mit unendlich Platz und noch mehr Privatsphäre, Kleider, mein Gott wie viel Kleider kann ein Mensch denn haben – und ich sah nur einen Bruchteil meiner Kollektion – und Bildschirmgrössen die ich komplett vergessen hatte. Es war toll und es war intensiv! Ich möchte diese kurzen Tage auf keinen Fall missen und doch war ich froh, dass meine Reise noch nicht zu Ende war.

Die Weiterreise begann ziemlich lustig mit technischen Problemen des Flugzeuges und Umbuchungen, womit ich bereits eine klitzekleine Kanada-Reise hinlegte. Erst nach Montreal und dann ab nach Toronto, wo mich eisige -21 Grad erwarteten und meine Finger beim Rauchen fast abbrachen. Wieder am Flughafen teilte man mir mit, dass der Flug nach San José überbucht sei und ich erst am Gate einen Platz kriegen würde. Hier reihte ich mich in eine aufgehitze Masse an Menschen, die wirklich tolle Einwürfe gegen ihre bereits vorhandenen Plätze hatten, wie etwa einen übergewichtigen Mann, der nicht in den Mittelsitz passte und Beschwerden darüber, dass man nicht in einer Reihe mit seinen Freunden sitzen konnte. Ich stand nur da und hoffte inständig, dass es noch ein Plätzchen für mich geben würde. Letztendlich klappte alles mit ein wenig Geduld und schon bald sah ich Roger in der Hitze San Josés stehen. Wir schlugen uns mit dem bisschen Spanisch durch, was wir noch nicht

vergessen hatten und gelangten zu unserem Hostel, wo wir bald den Norweger Antonio (jep, ich stutze auch bei diesem norwegischen Namen) und dessen Reisebegleitung den kanadischen Grossfarmer Kerry kennenlernten. Kerry war sozusagen Backpacker-Neuling: Seine Frau schickte ihn kurzentschlossen mit Antonio auf Zentralamerikaerkundung. Daher wollte er auch einiges sehen und hatte uns bald überzeugt ihn auf den Vulkan Poas zu begleiten. Auf der tollen und wilden Fahrt assen wir herrliche Erdbeeren mit Milchhonig, verköstigten uns mit dem hiesig angebauten Kaffee, sahen eine Art Waschbär (keine Ahnung was für ein Tier das wirklich ist, dürft mich gerne belehren) und bestaunten mit anderen Touristen zusammen den nahen Wasserfall. Der Vulkan war leider für meinen Geschmack etwas zu erschlossen, man konnte mit dem Auto zum Infostand fahren, dann 10 Minuten eine geteerte Strasse entlang laufen, et voilà, da war der Krater. Natürlich war es eindrücklich, doch den nächsten Vulkan möchte ich dann lieber wieder selber besteigen.

Da wir beide immer noch im Jetlag feststeckten und sowieso etwas gar viel mit Zeitverschiebungen und Flugzeugen zu tun hatten in den letzten Tagen, beschlossen wir nach Uvita an den schwarzen Strand zu fahren und mal etwas die Hängematten der Region zu testen. Wir fanden ein superschönes Hostel mitten im Dschungel, wobei wir Kolibris und Minifrösche nebst den schwingenden Affen und schleichenden Skorpionen entdeckten. Es war unglaublich heiss und staubig in Uvita, so dass eine alte Kollegin mir mal wieder einen Besuch abstattete: flüssige, sich langsam den Rücken herunterrinnende und milchigweiss aufglänzende Sonnencréme. Yammie, wie hatte ich sie vermisst! Immerhin diente der Staub als eine Art Puder. Wie geplant lungerten wir viel rum, erkundeten den wunderschönen Strand mitten im Naturschutzgebiet, den Wasserfall mit seinen tollkühnen Akrobaten und ja, vor allem die Sitz- und Liegemöglichkeiten um uns herum.

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Nach Uvita mussten wir feststellen, dass Busreisen hier viel Zeit in Anspruch nehmen und sich mit etlichen Umstiegsmethoden zur neuen Geduldsprüfung entpuppten. So verbrachten wir fast 12 Stunden in 3 unterschiedlichen Bussen, einer Fähre und einem halbstündigen Walk mit zwei Franzosen beim Hauptknotenpunkt Puntarenas um letztendlich beim hübschen Örtchen Santa Teresa anzukommen. Wieder erwies sich unser Hostel-Händchen als sehr gut, das Kokua Hostel sollte uns einige lustige Abende mit internationalen Gästen bescheren. Wir verbrachten die Tage am blendendweissen Strand, Roger übte sich im Surfen, und einen Tag pendelten wir zum Hippie-Dorf Montezuma. Die Abende standen dann ganz im Zeichen der Sozialkompetenz. Unter anderem mit Matteo, dem immerfrohen Italiener und Nick, vielgereister Amerikaner, suchten wir vergebens nach einer Partystätte, dafür wurde ich meiner Karaoke-Jungfräulichkeit beraubt. Ja, mal schaun ob ich das nochmals mache, es war auf jeden Fall lustig, auch für mich. Die Tage verflogen und wir hatten noch mehr Pläne für Costa Rica also stiegen wir mal wieder in einen frühen Rüttelbus und liessen Santa Teresa mit tollen Erinnerungen im Gepäck hinter uns.

Um ins etwa 200 Kilometer entfernte Playa Grande bei Tamarindo zu gelangen waren wir abermals ewig unterwegs und da man Playa Grande von Tamarindo aus nur mit dem Boot erreichen konnte, waren wir mit der einbrechenden Dunkelheit zu spät dran und stiegen in ein überteuertes Taxi. Wieder wett machten uns dafür die kleinen Wellen am fast menschenleeren Strand und die lustige Gesellschaft unserer neuer

Hostelkollegen. Wir wagten uns durch den krokodilverseuchten Fluss zu Fuss auf die Partyseite: Tamarindo, verliessen es aber relativ rasch wieder. Mit Kassady, Niko und Clement fanden wir auch mitreissende Live Musik und erneut einen langen Abend. Klingt etwas nach Partyferien, nicht wahr? Es kam mir auch oft so vor als wäre ich in den Ferien. Das Land bietet sehr viele schöne und unterschiedliche Natur, nur leider ist es wirklich sehr touristisch und daher auch teurer als erwartet.

Weg von den Partystränden fanden wir in den Bergen um Monteverde wieder frische und kühle Luft. Der Nebelwald der Region war wirklich faszinierend, überall wucherte Moos auf den Stämmen, weiter Richtung Licht streckten ulkigaussehende Pflanzen ihre Köpfe in die leicht durchdringende Sonne und überall schwebte sanfter Dunst um die Wurzeln der Bäume. Wir sahen eine verschwindende Tarantel und etliche Vögel im immerraschelnden Dickicht und fühlten uns Puddelwohl. So wohl, dass wir unsere Komfortzone verlassen wollten und uns ans Ziplining wagten. Heisst soviel wie, wir waren in Handwerker-Montur bekleidet, mit Helm, Handschuhen und dem passenden Vorrichtungsmodell um durch die Bäume zu sausen. Es hat unglaublich Spass gemacht, vor allem der Tarzan-Swing hat es mir angetan. Wie der Name schon verrät ging es dabei darum von einer Plattform zu springen und sich dann meterweit in die Baumkronen schwingen zu lassen, leider wars viel zu schnell wieder vorbei. Der krönende Abschluss kam mit dem Superman, wobei man bäuchlingsliegend ans Kabel befestigt wurde und einen Kilometer so über die Tallandschaft flog. Nochmal, bitte!

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Die Sehnsucht nach dem Strand liess uns via Kurzaufenthalt in San José mit seinen ewigschreienden Lotterieverkäufern und kunterbunten Strassenleben an die Karibikküste reisen. In Puerto Viejo kam ich mir vor wie in Little Jamaica mit seinen dreadlocksverflochtenen Köpfen und farbenfrohen Häusern. Auch hier konnten wir die Artenvielfallt dieses Landes bestaunen und so sah ich zum ersten Mal Faultiere. Sie sind echt lustig, im Slowmodus krabbeln sie über den Boden oder hängen kopfüber in den Baumwipfeln und essen ab und an ein paar Blätter. An unserem ersten Morgen konnten wir eine Faultiermama beobachten, wie sie ihr Junges zum nächsten auserwählten Baum brachte und bald nicht mehr
gesehen wurde. Beim Strandspatziergang fanden wir zudem wilde und wunderschöne Spinnwebenkonstruktionen an Bäumen und Strommasten sowie tote Schlangen am Strassenrand. Leider zwang uns auch ein Magenvirus ins Bett, womit wir die weitere Erkundigungstour dieses Landesteiles nicht mehr machen konnten. Im Bus nach Nicaragua mussten wir zudem feststellen, dass unsere Kreditkarten und etwas Bargeld im Hostel in Puerto Viejo gestohlen wurden und Roger schon Bezüge über 1000 Euro auf einer seiner Karten zu berappen hatte. Rückblickend war somit unsere letzte Station in Costa Rica nicht so toll verlaufen. Immerhin hatten wir Glück im Unglück, da wir noch weitere Geldbezugsmethoden in Petto hatten.

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