Insel-Paradies und lauschige Flussufer

Phnom Penh empfing uns genau in dem Moment mit einem heftigen Regenschauer, als wir aus dem Boot steigen wollten. Zum Glück sind wir bereits sehr gut auf Regen eingestellt und im handumdrehen waren alle Rucksäcke mit den bunten Regenhüllen versehen. Mein Prinzip für den kleinen Rucksack sieht während eines Regenschauers sehr hübsch aus: kleiner Rucksack vorne, Regenpellerine in einem wunderschönen blasslila über alles drüber, grosser Rucksack auf dem Rücken. Funktioniert das Kopfkino noch bei euch? Ich seh damit aus wie ne schwangere Bergente mit Buckel und mein Gang beim schlifrigen Boden mit Flipflops lässt diesem Bild noch die fehlende Eleganz einflössen. Aber genug davon. Phnom Penh überraschte uns durch seine immerlächelnden Leute und die wohl freundlichsten Tuk-Tuk-Fahrern auf der Welt, genau so wie durch grosse Tempelanlagen und kleine Stadtpärke. Es war eine Wucht!

Nach langem Hin und Her beschloss ich, den Killing-Fields-Besuch wirklich zu machen. Ich möchte euch hier keine Geschichtsstunde niederschreiben, nur soviel um meine Bedenken und um das Nachstehende zu verstehen: In den 70er Jahren kam die Khmer Rouge an seine Schreckensherrschaft in Kambodscha und tötete fast ein Viertel der Bevölkerung. Sie wollten das Jahr 0 einläuten und die Geschichte hinter sich lassen. Jeder der eine Brille trug oder fremde Sprachen beherrschte wurde brutal gefoltert und landete früher oder später auf einem der vielen Killing Fields. Jedenfalls besuchten wir die tragische Stätte und schwiegen uns dabei viel an, man kann sich das ganze Leiden und Töten gar nicht richtig vostellen, was vielleicht auch besser ist. Um dem Ganzen noch einen zusätzlichen Geschichtshintergrund zu verleihen besuchten wir darauf eines der Gefängnisse. Ich hielt es nicht sehr lange dort drinnen aus, es war dann doch zu viel und die vielen Foto von all den Insassen halfen nicht gerade einen gewissen Abstand dazu aufzubauen. Als unser liebenswerte Tuk-Tuk-Fahrer danach anbot auf eine Shooting-Range zu gehen um ein wenig rumzuballern fiel mir endgültig der Kiefer

runter: Wirklich? Nach solchen Besuchen gehen doch tatsächlich eininge Leute auf Shooting-Ranges? Nein, das ging mir nicht in den Kopf und so lehnten wir sehr gerne ab.

Wir konzentrierten uns danach lieber aufs Leben und suchten den Russian Market auf um unsere Sinne zu überfluten und auf andere Gedanken zu kommen. Tags darauf waren wir reif für die Insel und fuhren mal wieder – ratet mal was jetzt kommt – mit dem Bus. Jaahhh, Sihanoukville war das erste Ziel, die englische Partystadt lockte uns aber so gar nicht und so fuhren wir bald mit dem Boot auf die herrliche Insel Koh Ta Kiev. Roger dachte sich, er teste mal sein iPhone auf Wasserempfindlichkeit und liess es einen Anfänger-Schnorchel-Kurs in seiner Hosentasche durchlaufen. Es lebt noch! Die schauklige Fahrt dauerte eine Dreiviertelstunde bis das Paradies in Sicht kam: kleine Baumhausbungalows zeichneten sich zwischen dem üppiggrünen Dschungel und weissen Sandstränden ab.Wir wussten bald, dass das lauschige Nest names Flying Fox unser zu Hause für die nächsten Tage sein würde und genossen das Inselleben mit viel lesen, schwimmen und leckerem Essen in vollen Zügen.

An einem regenfreien Tag schlossen wir uns Sal an, der uns zum etwas entfernten Fishing Village führte. Die Gelegenheit zum mal wieder von Flipflops auf Trekkingschuhe zu wechseln, dachte ich mir. Naja, zu früh gefreut: unser Weg führte durch kleinere Sumpfgebiete und nach einer halben Stunde waren meine Schuhe total nass. Um auf die wacklingen Stege des Dorfes zu kommen mussten wir zudem noch ein wenig durchs Meer waten. Hmmm nasse Schuhe, was für ein Genuss. Roger ass sich dann den Bauch mit Krabben voll und ich mühte mich mit dem trockenen Reis ab. Als dann die Karaoke-Anlage in Beschlag genommen wurde war jegliche Konversation zwecklos. Ähnlich wie bei der Klimaanlage scheinen sie hier kein Zwischenmass von laut und leise zu kennen. Nachdem wir etwa eine halbe Stunde den stets ssseeehhhrrr romantischen Love-Songs gelauscht hatten, bestiegen wir die Schaukelstube (Boot) und liesen uns nach Hause tuckern.

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Unsere Haut schien schon fast abzusterben, so sehr lungerten wir auf der Insel rum, daher machten wir einen Ortswechsel ins verschlafene Kampot. Die Pfeffer-Stadt lugte verschlafen aus den Wolken hervor und wir fanden das absolut traumhafte Green House etwas ausserhalb nach einer rumpelreichen Tuk-Tuk-Fahrt am Fluss liegend vor. Da wir die letzten Tage etwas Bewegungsfaul waren schnappten wir uns 2 Fahrräder und erkundeten die wunderbare Gegend. Schlammverspritzt und ausnahmsweise auch mal verschwitzt (jaja, wer’s glaubt) bestaunten wir den kitschigen Sonnenuntergang
über dem Fluss der die ganze Gegend in ein pinkes Licht umüllte.

In der Gegend lockte der Bokor Nationalpark und so sahen wir uns schon bald wieder auf dem Motorrad sitzend die menschenleere Passstrasse hochdüsend auf dem Gipfel des Berges. Das Panorama verschlug einem den Atem und auf dem Rückweg begeneten wir den schmerzlich vermissten Affen mal wieder. Sie waren ausnahmsweise aber ziemlich scheu und so belagerten wir die Strasse um den kleinen Flinken unsere Aufmerksamkeit zu widmen. Dem Pfeffer den Rücken zuwendend begaben wir uns langsam auf die Weiterreise.

 

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