Abschiede in Südamerika

Unser Bootsabenteuer nahm nun also sein Ende, wir waren in Capurgana angekommen und liessen den Trip mit unserer lustigen Gruppe Abends noch feuchtfröhlich abklingen. Mit drei Norwegern und einer Australierin verbrachten wir den nächsten Tag rund um Capurgana mit der Suche nach den Thermalquellen und durften auf dem Weg die zerklüftete Küstenlandschaft geniessen. Die Quellen waren ok, doch wie bisher immer, eher enttäuschend. Dafür bemerkten wir beim Blick auf die Kolumbienkarte, dass wir unsere Route mal zusammenstellen sollten, denn meine Zeit lief langsam ab und Kolumbien ist riesig! Entscheidungen wurden wieder gefällt und schon tauschten wir unser Bootsticket gegen ein Charterflugticket um. Na, ob das mal gut kommt? Am nächsten Tag schnürrten wir unsere Rucksäcke auf den Rücken und liefen die kurze Strecke zum Flughafen vorbei an Pferdekarren, spielenden Kindern, einem Fussballfeld und langsam erwachenden Menschen. Der Flughafen, oder besser die Landepiste, war der Hammer: ein kleines längliches Gebäude diente als Check-in, Duty Free und Zollzone in einem, weiter hinten stand eine alte Chartermaschine mit platten Reifen und eingeschlagenen Fenstern. Sollte das als Einstimmung dienen? Wir machten unsere Witze darüber, waren aber wirklich auch gespannt was auf uns zukommen sollte. Zum Glück war unsere Maschine ein etwas neueres Modell als das Abgestellte und nebst 3 weiteren Gästen hatten wir die kleine Maschine ganz für uns. Man bekam Ohropax, ein kleines Getränk und nen Snack zusammen mit einem Lächeln in die Hand gedrückt, wobei sich grosse Airlines wie zum Beispiel United gut ein Beispiel daran nehmen
könnten. Die Landebahn leerte sich, so dass die Fahrradfahrer, Reiter und Spatziergägner kurz warten mussten, bevor sie die Strecke wieder benutzen konnten. Mit tosendem Motorenlärm hoben wir ab und genossen herrliche Aussichten auf die Karibikküste und das Landesinnere Kolumbiens. Nach knapp einer Stunde landeten wir sicher in der Frühlingsstadt Medellin.

Medellin zeichnete sich als backsteinrotes, riesiges Muster vor unseren Augen ab. Unendlich weit zog sich die Stadt bis an die Berghänge hoch und begrub somit das Tal unter sich – Ein Kessel voller Backsteine. Den Ruf der Frühlingsstadt hatte sie nicht umsonst, die Temperaturen waren wieder um einiges angenehmer und trotz dem Ausmass der Stadt fand man überall grüne Ecken und blühende Pflanzen. Wir nisteten uns in einem coolen Alternativ-Viertel ein und gingen auf Erkundungstour. Das Museo del Arte Moderno wies zwar ne schöne Loftarchitektur auf, enttäuschte sonst aber mit seiner Ausstellung, sodass wir das nächste architektonische Meisterwerk der Stadt anschauen wollten, die Biblioteca Espana. Um diese zu erreichen musste man entweder eine steile Strasse hochkrackseln oder in die Gondel steigen. Ok, wir laufen ja gerne, ich bevorzugterweise auch bergauf, doch eine Gondelfahrt konnten wir wirklich nicht ignorieren, soviel Heimatsgefühl musste schon sein. Diese Gondel hier führte uns über die kleinen Häuser Medellins in die Höhe und bereitete uns einen wunderschönen Ausblick über die Stadt. Oben angekommen mussten wir feststellen, dass die Bibliothek vermummt war, doch der Blick und vor allem der Charme dieses Viertels liess uns nicht gross Trübsal blasen. 

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Um noch einen weiteren Einblick in dieses schöne und freundliche Land zu erhalten, stiegen wir bald wieder in einen Nachtbus Richtung Bucaramanga. Ausnahmsweise mal nicht total unterkühlt, dafür wie immer müde, kletterten wir am frühen Morgen in den nächsten Minibus, der uns zum Action-Sport-Ort San Gil bringen sollte. Mit müden Augen das chaotische Treiben der Sportversessenen beobachtend, waren wir uns allesamt einig, dass wir hier nicht länger verweilen wollten und stiegen wieder um. Nach fast 14 Stunden erreichten wir dann endlich das kleine Städtchen Barichara, welches uns sofort mit seinen steilen, engen Strassen, den weissen Fassaden und bunten Fensterläden umwölbte und verschlang. Wir fanden eine tolle Unterkunft mit Open-Air-Dusche und entspannter Stimmung etwas ausserhalb des Kerns, was perfekt zu uns passte. Die Semana Santa – bei uns als Ostern bekannt – zog langsam und schleichend ins Städchen ein und brachte die Menschenschar mit sich. Vorerst genossen wir das ruige, ländliche Leben, das Städchen und uns selbst in vollen Zügen. Bei einem Spatziergang durchs Städchen musste Roger leider feststellen, dass nicht alle Hunde die bellen, nicht beissen. Ein kleiner Kläffer attakierte ihn rücklings und stiess seine Zähne in Rogers rechtes Wadenfleisch. Bis ich wirklich realisierte, was gerade geschah, schoss das Blut schon in Strömen sein Bein herunter und saute nebst der staubigen Strasse und seinen Flip Flops später auch das Auto der Hundebesitzerin
voll. Das Krankenhaus lag ganz in der Nähe unserer Unterkunft, so dass ich schnell Rogers Impfuntelagen holen konnte, während er verarztet wurde. Es war nichts wildes, tiefes oder schlimmeres. Letztendlich spritzten sie ihm einfach noch ne Starrkrampfimpfung und schon wars vorbei. Später sollten sich die Schmerzen melden, was ihn daran hinderte die weitere Umgebung Baricharas zu erkunden und ihn zwang sein Tagebuch aktuell zu halten. Jasi und ich suchten dafür etwas orientierungslos den Camino Real und genossen Weibergespräche in der herrlich trockenen Umgebung der alten königlichen Wege.

Die Semana Santa zog ziemlich ereignislos an uns vorbei, wir sahen die typischen Bibelfiguren, die riesigen Holzkreuze und teilweise etwas entfernt einen der Umzüge, doch die Schaulust überlief uns nie wirklich. Schon nur die Masse an Menschen die sich täglich vor der kleinen Kriche in Barichara versammelte, reichte uns. Die Tage verflogen und mein Abschied rückte immer näher. Wir kehrten zurück nach Medellin wo wir uns mal wieder etwas Privatsphäre genehmigten: Ein Apartment mitten in der Stadt. Wir verbrachten so viel Zeit wie irgend möglich miteinander, hatten eine super Zeit und versuchten ständig den Abflugstag zu vertreiben. Doch irgendwann kam er und wir alle waren ziemlich niedergeschlagen. Es war ganz und gar nicht einfach Tschüss zu sagen, ins Taxi zu steigen und den beiden Wuschelköpfen noch ein letztes Mal hinterher zu winken. Danke, ihr zwei Tollen, für die wunderbare Zeit!

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